Neue Erinnerungstafeln im Waldstraßenviertel
- szabo60
- vor 2 Tagen
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Mit einer neuen Erinnerungstafel wird in Leipzig an den Arzt Dr. Karl Bornstein gedacht, der nach seiner Deportation durch die Nationalsozialisten 1942 im Ghetto Theresienstadt starb. Enthüllt wurde die Tafel vom Dresdner Pfarrer i.R. Erich Busse, der das Wirken von Bornstein gut kennt und in der Vergangenheit mehrere Vorträge dazu hielt. Auch bei der Einweihung der Erinnerungstafel am 9. September 2025 sprach Busse über den Arzt und Visonär.
Dr. Karl Bornstein wurde 1863 in Gostyn (Polen) geboren. Nach mehreren Stationen als Arzt an anderen Orten lebte er ab Anfang der 20. Jahrhunderts in Leipzig in der Pfaffendorfer Straße 22 und praktizierte als Spezialist für Magen-, Darm- und Stoffwechselerkrankungen. Zudem setzte er sich als Vorsitzender des Vereins für Mutterschutz zu Leipzig für die Gesundheitsfürsorge Schwangerer ein. Einige Jahre nach seinem Wirken in Leipzig wurde er als Mitglied in die Leopoldina, eine der ältesten Wissenschaftsakademien der Welt mit Sitz in Halle, aufgenommen. Die Nazis verboten Bornstein zu praktizieren, im November 1938 wurde er aus der Liste der Leupoldina-Mitglieder gestrichen.

Ein weiteres Schild ist nun im Waldstraßenviertel dem Kaufmann Simche Beinom Goldrei gewidmet, der einen Großhandel für Eier betrieb. Diese Tafel wurde von Melanie Eulitz vom Bürgerverein Waldstraßenviertel eingeweiht. Der Bürgerverein kooperiert mit dem Ariowitsch-Haus bei der Anbringung von Gedenktafeln, mit denen an die Verdienste von Jüdinnen und Juden erinnert wird, die im Leipziger Waldstraßenviertel gelebt haben.

Die Ohel-Jakob-Synagoge war eine der rund 15 jüdischen Bethäusern und Synagogen in der Stadt, die fast ausnahmslos dem Nazi-Terror zum Opfer fielen. Nun wird auch diese Synagoge durch eine Erinnerungstafel sichtbar gemacht. Die Tafel wurde von Sven Trautmann-Meincke, Referent bei der Stadt Leipzig enthüllt. Das Ariowitsch-Haus wurde von Julia Keinbrecht, zuständig für Veranstaltungen, vertreten, die ebenfalls ein Grußwort hielt.
Mittlerweile gibt es 17 Gedenktafeln im Waldstraßenviertel. Zwischen April 2023 und April 2025 war die Zahl der Erinnerungsorte zunächst auf 14 angewachsen. Zuletzt bekam die ermordete jüdische Pädagogin Hedwig Burgheim (1887 bis 1943) eine Erinnerungstafel. Sie war dem Werk Pestalozzis und Fröbels verpflichtet. 1887 geboren, wuchs sie mit ihrer Familie in Leipzig auf. Als eine der ersten studierte sie an der deutschen Hochschule für Frauen in Leipzig und wirkte ab 1918 im Fröbel-Seminar in Gießen. Im Februar 1943 wurde sie von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.