Kulturformat
Makkabi Leipzig
Ganz normal anders - das ist der jüdische Sportverein Makkabi Leipzig

Volleyball, Tischtennis und Wandern sind die Schwerpunkte des Vereins, der auch ohne eigene Spielstätte Menschen zum Sport und zur Verständigung zusammenbringt. Die jüdischen Wurzeln sind wichtig - genauso wie die Offenheit für andere.
Wenn Vladimir Teitelman mit seinen Spielern kommuniziert, sind oft gleich mehrere Sprachen im Einsatz: Deutsch, Russisch, Englisch… Der 68-jährige Teamleader Volleyball von Makkabi Leipzig hat Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen in seinem Team. Es sind Einheimische und Zugewanderte, mit oder ohne jüdische Wurzeln, aber sie vereint etwas ganz Bestimmtes: die Liebe zum Sport, insbesondere zum Volleyball. “Wir haben sogar einen pakistanischen Spieler, einen angehenden Wissenschaftler”, erzählt Teitelman. Auf dem Platz aber zählen nicht die Unterschiede, sondern der gemeinsame Spaß - und der gemeinsame Erfolg.
Die 21 Makkabi-Volleyballer mischen in der Leipziger Hobby-Liga mit, wobei “Hobby” kein Qualitätsmerkmal ist. Teitelman: “Wir spielen eine Stufe unter der Regionalliga und haben bereits von dort Spieler übernommen.” In der Gruppe A kam Makkabi zuletzt auf Platz 3, was beachtenswert ist, wenn man weiß, dass in der Saison 2024/25 ganze 77 Mannschaften in der Hobby-Liga unterwegs sind. 2025/26 sollen es sogar 93 werden.
Trainiert wird in der modernen Sporthalle Rabet, die der Verein mit vielen anderen teilt. “Wir haben keine eigene Sportstätte - weder zum Eigentum noch zur Pacht”, sagt der Vorsitzende von Makkabi Leipzig e. V. Michael Lempert. Als vergleichsweise junger Verein musste Makkabi Leipzig seit seiner Gründung 2005 immer für gute Bedingungen kämpfen und hat aus oft widrigen Umständen das Beste herausgeholt.
Dabei hat der Verein eine lange Vorgeschichte. Er stützt sich auf die Traditionen des jüdischen Sportvereins Bar Kochba, der vor mehr als 100 Jahren in Leipzig gegründet wurde. Doch dem jüdischen Verein war kein langes Leben beschieden. Unter der Terrorherrschaft der Nazis wurde er 1938 mit Zwang aufgelöst.
Makkabi Leipzig ist wie die andern örtlichen Makkabi-Vereine mit Makkabi Deutschland verbunden, der danach strebt, “in der jüdischen Jugend Verständnis für die geistigen Werte des jüdischen Glaubens und eine höhere Wertschätzung des jüdischen kulturellen und nationalen Erbes zu entwickeln”. Nach den Worten von Vereinschef Michael Lempert hat sich Makkabi Leipzig neben den allgemeinen sportlichen Aufgaben das Ziel gesetzt, mit den Mitteln des Sports die Integration von Neuzuwanderern zu beschleunigen und die jüdische Jugend an die jüdische Gemeinschaft heranzuführen. Trotz dieser Besonderheiten - “wir sind ein ganz normaler deutscher Sportverein“, betont der 75-jährige Lempert.
Neben Volleyball ist Tischtennis die zweite starke Säule des insgesamt 63 Mitglieder zählenden Vereins. Auch hier sind die Spieler in ihrem Trainingsbetrieb woanders zu Gast, in einer Halle in Paunsdorf, wo stets in den Abendstunden die Bälle fliegen. Lempert ist stolz darauf, dass das Makkabi-Team an Punktspielbetrieb teilnimmt. Ein Tischtennis-Tisch steht auch im Ariowitsch-Haus. Im jüdischen Kultur-,Begegnungs- und Bildungszentrum in der Hinrichsenstraße hat der jüdische Sportverein seinen Sitz. Hier finden auch die jährlichen Leipziger Stadtmeisterschaften im Schach statt, die Makkabi ausrichtet.
Zudem ist das Ariowitsch-Haus Treffpunkt für die Mitstreiter in dem Bereich Wandern. Wöchentlich tauschen sich hier die Mitglieder aus und oft ist das Begegnungszentrum der Ausgangspunkt für Touren, die nach ganz Sachsen führen. "Nicht so wie gewünscht", beklagt Lempert, "entwickelte sich die Sache mit dem Fußball. Es fehlt eine feste Spielstätte sowie eine spiellustige Mannschaft." Trotzdem ist Makkabi ein attraktiver Verein, sagt der Makkabi-Chef. “Die Leute, die zu uns kommen, haben zwei Wünsche - Spielen und Kommunizieren, gerade für Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion ist es ein großer Vorteil, in unserem Verein sprachlich zurecht zu kommen.” Das sei zuletzt auch bei jungen Ukrainern der Fall gewesen, die nach Kriegsbeginn nach Deutschland gekommen sind. Zudem sei der Verein wegen der moderaten Beiträge beliebt.
Lempert mag sein Ehrenamt als Vorsitzender, weil er seine guten Kontakte zu Landessportbund, Stadtsportbund und anderen Institutionen gut nutzen kann, um Makkabi voranzubringen. Dankbar ist er zudem seiner Frau Irina, die ihn bei allen organisatorischen Dingen unterstützt. Sein Wunsch ist, dass wieder mehr junge Leute den Weg zum Verein finden, damit Makkabi weiter existieren kann. Insbesondere der Bereich Schach könnte neue Impulse gut gebrauchen. Michael Lempert wünscht sich aber auch mehr Unterstützung, etwa bei bei der Stärkung der alltäglichen Arbeit. „Seit zwei Jahren haben wir keine Unterstützung mehr vom Jobcenter bekommen, z.B. durch Ein-Euro-Jobber - gerade das würde uns aber sehr helfen.“
Wer sich für Makkabi interessiert, ist herzlich willkommen und kann sich telefonisch unter 0341 22541454 bzw. über E-Mail makkabi-leipzig@web.de beim Verein melden und ein Probetraining vereinbaren. Weitere Informationen gibt es samt Kontaktformular unter www.makkabi-leipzig.de.